Vor einiger Zeit bekam ich zwei Lampenkörper aus Papier, von der Art der Papierlaternen, die man flach zusammendrücken kann und dann bei Gebrauch mit einem Rahmen aufspannt. Leuchtmittel waren allerdings keine dabei.
Ich überlegte mir, dass die Wirkung der länglichen Form zunichte wäre, wenn ich zwei oder drei Glühbirnen in den Lampenkörper hängen würde. Zufällig fanden dann zwei Leuchtdiodenbänder den Weg zu mir, und zwar nicht solche nur für «Ambiance-Beleuchtung», sondern wirklich helle, mit denen man auch einen Raum beleuchten kann. Wenn sie hell brennen, können sie mit der Zeit doch warm werden, weshalb man sie auf Metall montieren sollte. Ausserdem wollte ich die Lampen nicht aufhängen, sondern aufstellen, aber so, dass ich sie auch wieder wegräumen könnte.
Dadurch hatte ich ein paar unvereinbar scheinende Anforderungen an meine Lampenkonstruktion:
- leichte, zusammenlegbare Konstruktion
- Konstruktion muss stabil stehen
- Dioden müssen auf Metall sein zur Abführung der Wärme
- Licht soll rundherum und über die ganze Länge gleichmässig hell sein
Erste Idee: ein Metallrohr, worum die Leuchtbänder gewickelt werden, dieses dann in einen Fuss aus Holz gesteckt.
Für den Lampenfuss experimentierte ich mit Karton, um eine zusammensteckbare Konstruktion zu finden, die ich dann in Holz bauen wollte:
Eine erste Version stand zwar, aber befriedigte mich nicht ganz. Also liess ich die Sache liegen und wartete auf eine Eingebung.
Meine Suche nach Metallrohr ergab nur dünne Rohre aus Aluminium oder dann dicke, schwere Chromstahlrohre, wie sie für Handläufe bei Treppen verwendet werden. Also zu schmal oder zu schwer.
Bei einem Judoturnier verwendete der Sanitätsposten zur hygienischen Abdeckung der Liege Einwegpapiere von der Rolle. Am Ende blieben einige leere Kartonröhren übrig, vielleicht liesse sich damit und mit Alufolie etwas machen? Ein Elektronikerkollege vom iHomelab meinte, Küchen-Alufolie sei zu dünn, aber es gäbe dickere, sogar selbstklebende, und bestellte mir eine Rolle davon. Mit dieser Klebefolie verwandelte ich die Kartonröhren zu «leichten Metallrohren».
Die Eingebung für den Lampenfuss kam mit grossen Kartonbögen. Ich hatte sie schon länger, aber wollte sie eigentlich weitergeben. Der Karton war recht dünn, nur einen halben Millimeter. Ich hatte viele Bogen davon, also mehr als genug für Prototypen und Experimente, dachte ich mir. Zuerst wollte ich ihn in vielen Schichten aufeinander kleben, um die Dicke von Holz zu erreichen. Dabei beschäftigte mich die Frage, wie die Teile des Ständers zusammenhalten sollten, ich dachte an Verzahnung mit Zahnstocherteilen oder Klammern aus Blumendraht. Ausserdem gab es das Problem, dass der Lampenfuss irgendwie Platz für den Drahtbügel lassen muss, welcher die Lampe aufspannt. Beim Ausschneiden eines Teiles fiel mir die Eigenspannung des dünnen Kartons auf, und von da an ging alles ganz einfach: ich hatte das Prinzip der Konstruktion! Nicht mehr viele Schichten, sondern wenige, und ohne Klammern oder Zahnstocher, nur von der Spannung des Kartons in Form gehalten. Von der ganzen Fülle an Karton brauchte ich nur einen als Schneid-Unterlage und für ein paar Probestücke und dann einen halben für alle Teile.
Die acht Kartonstücke haben je eine längere und eine kürzere Seite, so dass der Fuss aus acht Strahlen ungefähr eine quadratische Standfläche hat, ähnlich breit wie die Lampe. Immer zwei Kartonstücke sind an der längeren Seite zusammengeklebt. Die kürzere Seite liegt in der fertig aufgestellten Lampe nur aneinander. Das Problem des Drahtbügels löst sich elegant, indem zwei Teile unterhalb und zwei oberhalb des Bügels in die Kartonröhre geschoben werden.
So weit so gut, basteln mit Karton kann ich – nun fehlte noch der elektrische Teil. Die Diodenbänder sind dimmbar, aber es braucht einen speziellen Dimmer. Besagter Bürokollege zeichnete mir eine Schaltung, bestellte die Bauteile und gab mir den Lötkolben in die Hand. Ich war froh, dass er beim Löten nicht zuschaute, und fast ein bisschen überrascht, nach dem Einstecken und Einschalten die Dioden wirklich leuchteten und sich dimmen liessen…
Provisorisch befestigte ich die Diodenbänder mit Gummibändern um die aluverkleideten Kartonröhren, steckte alles zusammen und fand: sieht gut aus! Mit Bohren und Feilen versorgte ich die Elektronik in Gehäusen, dann stellte ich die Lampen in meinem Tatami-Zimmer auf. Befund: sieht sogar sehr passend aus!
Allerdings noch nicht fertig für längeres Brennenlassen – dafür müssen die Diodenbänder noch mit wärmeleitendem Leim auf die aluverkleideten Röhren geklebt werden. Das könnte nochmals eine Herausforderung werden, weil Klebebahn spiralig und Alufolie faltig und überhaupt. Aber auch das schaffe ich noch, und dann kann ich stolz sein auf die zusammenlegbaren dimmbaren Papierlampen!