Gemäss Pflanzenbüchern und Wikipedia ist Mais eine einhäusig getrenntgeschlechtige Pflanze. Es gibt also männliche und weibliche Blüten auf der gleichen Pflanze. Die männlichen sind am oberen Stängelende, die «Rispen» (sagt man wirklich so? ich tu’s mal), da wo andere Getreide die Körner haben. Die weiblichen Blüten sind aber unten in den Blattachseln, eben da, wo dann die Maiskolben wachsen. Mais wird vom Wind bestäubt, die Pollen werden also von den männlichen Blüten oben zu jenen der zukünftigen Kolben runtergeweht. So weit so logisch. Aber: was ist denn das da?
Es stammt von Mais aus meinem Garten. Da habe ich immer wieder Mais angepflanzt, Popi-Hopi-Mais mit Bio-Saatgut der Samenzüchterei Zollinger (die haben z.B. auch auf dem Ballenberg einen Schaugarten). Das gute an deren Saatgut ist, dass es allesamt nicht Hybriden sind, also auch die geernteten Früchte keimfähiges Saatgut enthalten. Das ist lange nicht so selbstverständlich wie es klingt – wer sich im Gartencenter darauf achtet, wird feststellen, dass die meisten Gemüsesamen mit «F1-Hybride» beschriftet sind, was heisst, dass die nächste Generation der Samen nicht keimfähig sind. (Auch der Hobbygärtner-Kunde wird also gezwungen, jedes Jahr sein Saatgut neu zu kaufen.) Samen-Zollinger ist da anders und verdirbt sich damit selbst ein bisschen das Geschäft, weil jeder Kunde später seine eigenen Samen ernten und wieder pflanzen kann. Offenbar machen das genügend Leute nicht (und natürlich ist Zollinger-Saatgut auch besser verlesen und hat weniger unreife Samen drin als meine eigenen etc.), jedenfalls kann die Firma offenbar doch überleben.
Eigentlich wollte ich gar nicht darüber schreiben, sondern über die seltsame Ernte. (Ich erwähne es nur, weil ich gar nicht mehr weiss, wie viele Jahre ich den Mais schon selbst wieder pflanze. Es dürften mindestens 5 Generationen sein, oder mehr. Vielleicht ist in dieser Zeit etwas mutiert…)
Dieses Jahr habe ich den Mais auf ein vergrabenes Hügelbeet gepflanzt, mit Ästen, Kompost und allerlei im Untergrund. Auf dieser Nährstoff-Bombe wurde er nicht nur oberschenkelhoch wie sonst, sondern hüfthoch. Einige Stängel waren gar so gross wie ich (jene, die dort wuchsen, wo die Katzen jeweils hingesch… haben – was nicht heisst, dass ich den Katzendreck nun begrüsse…). Mit dem langen, warmen Herbst hatten die Pflanzen auch jede Menge Zeit zum Wachsen und Reifen. Jedenfalls habe ich die Kolben erst jetzt November geerntet, wo die Blätter schon ziemlich vertrocknet waren.
Und da bemerkte ich, dass zwei Maisstängel auch oben, bei den männlichen Blütenrispen, Kolben mit Körnern hatten! Leider habe ich sie erst nach dem Pflücken fotografiert, so dass man nicht mehr sieht, wie sie oben auf dem Stängel sassen. Aber man sieht deutlich noch die Stängelfortsetzung mit den Rispen am oberen Ende (normale Kolben haben da nur Haare). Auffällig ist auch, dass sie ziemlich «löchrig» sind, es hat also vergleichsweise wenige Körner, nicht dicht an dicht wie bei normalen (weiblichen) Kolben.
Was heisst das nun? Ist sowas üblich, retro, ein Überbleibsel aus einer früheren Entwicklungsstufe des Maises, ungeschlechtliche Vermehrung oder sowas? Oder etwas Neues, Mutiertes?
Ich hatte auch schon andere seltsame Pflanzen in meinem Garten, zum Beispiel mehrere Jahre lang einen Spitzwegerich, der oben statt der Blüten weitere Blattrosetten bildete. Weisse Erdbeeren hatte ich auch schon, nicht unreife, sondern weiss-süsse, aber offenbar gab es das früher, sie wurden weggezüchtet, weil rote gefragt sind, und bei mir kam das wieder zum Vorschein. Vielleicht ist mein Garten speziell mutationsfreudig? Oder solche Dinge passieren überall, aber ich beobachte einfach ein bisschen genauer?
(Selbstverständlich hat es nichts mit der 150m entfernten Mobilfunk-Antenne im Suva-Dach zu tun, die sowohl im 3G- wie auch im 4G-Bereich den Strahlungsgrenzwert einhält: in den nächstgelegenen Häusern berechnet nur 4.95 W/m2 statt der erlaubten 5 W/m2. Moment, wie war das, gemessen hat nie jemand und der Garten ist nicht im Haus?)