Panzerkreuzer Potemkin

Soeben komme ich aus dem stattkino, aus dem Film «Panzerkreuzer Potemkin». Es wurde eine deutsch nachvertonte Fassung gezeigt, mit der originalen Musik. Zuvor hatte ich gelesen, dass der Film als «der beste Film der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts» gilt [1]. Darum wollte ich ihn sehen. Nun muss ich sagen: nicht übertrieben! Hätte nicht gedacht, dass die Filmkunst 1925 schon so weit war (bzw. der Film war wohl ist seiner Zeit weit voraus).
Unglaublich, was für eine Spannung da mit Musik und Schnitt aufgebaut wird. Die schwarzweissen Bilder könnten fast alle aus einer Fotogalerie stammen, sie sind extrem gut komponiert. Und dann sind es nicht nur Fotos, sondern eben Filmschnipsel, dazu noch wahnsinnig gut zusammengeschnitten.

Die Aufführung dauerte nur 49 Min. und war sehr kurzweilig.  Offenbar ist der Film wie ein klassisches Drama aufgebaut, in 5 Akten und mit «Einheit von Zeit und Ort», aber das fiel mir während des Schauens nicht auf. Ich habe nur immer über die schönen und manchmal schaurig schönen Bilder gestaunt. Die Wirkung der enormen Menschenmassen bewundert – echte Leute, nicht digital hineingetrickst. Mich an den vielen kleinen Segelschiffen mit den Lateinersegeln gefreut und gedacht, wie viel Wind es gehabt haben muss für die Aufnahme. Und überhaupt gestaunt über den Aufwand für die vielen Massenszenen, die Logistik dafür. Ein bisschen geschaudert bei der brutalen Präzision der Militär-Aufmärsche, und doch bewundert, wie sie gefilmt wurden – marschierende Stiefelreihen oder Zeilen von angelegten Gewehre von der Seite, strammstehende Schiffsbesatzung von oben. Genial die immer wieder vorkommenden Grossaufnahmen von Händen, die sich verkrampfen, die Faust machen, ziellos an einem Riemen herumstreichen, eine Mütze zerknüllen, einen Rockzipfel krallen.
Kurz: unbedingt Film schauen!

Damals war der Film ein Stummfilm, mit Orchestermusik dazu. In der gespielten Version erklang diese Musik, deutlich als eher ältere Aufnahme erkennbar (in der Ankündigung des Films «Nadeltonfassung» genannt), dazu aber die  wichtigsten Sätze und Dialoge in Deutsch nachvertont . Durch die fehlenden Zwischentitel war der Film noch eindrücklicher als wenn das Bilderbad immer wieder durch Texte unterbrochen worden wäre. Falls du den Film schauen kannst, empfehle ich darum natürlich diese Version. Allerdings konnte ich sie nirgends im Internet finden. Obwohl ich mich zu erinnern glaube, dass die Deutsche Kinemathek bei der gezeigten Fassung beteiligt war, fand ich keine Version von 49 Min. im Verleih [2]. Bei archive.org gibt es eine Version zum Herunterladen [3] (Stummfilm mit Musik und Zwischentiteln). Die deutsche Online-Filmdatenbank listet DVDs, Videos und Fernsehsendungen auf [4].

Aber egal, der Film lohnt sich auch in einer Fassung mit Zwischentiteln… Schau rein!

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